Wir
haben schon viele Dinge aus China für unsere Weiterentwicklung
erhalten, wie z.B.: das Dezimalsystem, die Papierherstellung, die
Drucktechnik, die mechanische Uhr, das Gewehr , die mehrstufige
Rakete, der magnetische Kompaß, das Schiffsruder, das Flugzeug,
die Dampfmaschine, Papiergeld. Chinesische Wissenschaft und Technik
war immer im philosophischen Kontext eingebettet, indem es immer
um das Gleichgewicht von Mensch und Umwelt geht. Und genauso liegt
dieses Denken in der TCM vor!
In
China muss jeder praktizierende Arzt an der Universität TCM
studieren. Und da wenige wissen, was ein Chinesischer Arzt können
muss, möchte ich dies hier kurz erläutern.
Dazu
habe ich Dr. Zhi Shan Liang interviewt:
Schauer:"
Wie viele Jahre muss man in China studieren um den Titel Dr. Chinesisch
Med. zu erreichen?"
Liang:
" Zunächst 3 Jahre reine Theorie und ein Jahr Theorie und Praxis.
Anschließend 3 Jahre Turnus im Spital und danach schließt
man mit einem Examen, das landesweit abgehalten wird, ab."
Schauer:"
Welche Gegenstände hat man als StudentIn auf der Universität
für TCM?"
Liang:
" Die gesamten Grundlagen der TCM, wie Physiologie, Pathologie,
Ba Gang Diagnostik, Krankheitsfaktoren, Puls- und Zungendiagnostik,
6 Meridian + 4 Schichten, Geschichte der Medizin, alte Klassische
Texte wie Huang Di Nei Jing, Shan Han Lun etc, alt Chinesisch, Englisch,
chin. Traumatologie, Chinesische Chirurgie, chin.Gynäkologie,
chin. Kinderheilkunde, Tuina (chin. Heilmassage), Akupunktur, Chinesische
Pharmakologie, Diätetik, Mikrobiologie, westliche Anatomie,
Radiologie
Wahlgegenstände
sind: Feng Shui, QiGong, Tai Qi, von denen eins 1 Semester gemacht
wird."
Schauer:
"Wie viele Wochenstunden hat eine StudentIn?"
Dr.
Liang:" Mo Sa. 8 Stunden pro Tag, d.h. 48Stunden Vorlesung
pro Woche
Im
4.ten Jahr wird vormittag studiert und nachmittag im Spital zugesehen."
Schauer:
"Wie oft darf man bei einer Prüfung durchfallen?"
Liang:"
Nur ein einziges Mal im ganzen Studium. Es gibt am Ende jedes Semesters
5-7 Prüfungen über die Gegenstände, die man im Semester
hatte. Man muss mehr als 60% erreichen, alle Prüfungen werden
schriftlich abgehalten. Fliegt man in einem Gegenstand durch, kann
man einmal eine mündliche Prüfung ablegen, bei zwei durchgefallenen
Gegenständen beendet man seine Laufbahn als Arzt und kann landesweit
nicht mehr im Spital arbeiten, da nur Ärzte in öffentlichen
Spitälern arbeiten dürfen, egal ob sie Tuinalogen (Masseure),
Akupunkteure, Pharmakologen oder Qi Gong Meister sind.
D.h.
auch wenn man bei der Abschlussprüfung durchfällt, muss
man sich einen neuen Beruf suchen."
Schauer:
"Gibt es die Differenzierung zwischen Bachelor, Master und PhD wie
in Amerika?"
Dr.
Liang:" Nein, es gibt nur den Doktor und der ist am Zeritfikat mit
einer Nummer an der jeweiligen Universität registriert. Nur
mit dieser Nummer kann man überprüfen, ob jemand wirklich
chinesischer Arzt ist.
Die
Ausbildung ist auch landesweit festgelegt.
Schauer:"
Gibt es wie bei uns sogenannte Fachärzte wie z.B. für
Gynäkologie?"
Dr.
Liang:" Ja, diese legen beim Abschlussexamen (über die Basis
der chin. Medizin) welches landesweit stattfindet eine zusätzliche
Prüfung im jeweiligen Fach ab, ob in der Gynäkologie oder
Kinderheilkunde oder Qi Gong oder Tuina oder Chirugie etc."
Schauer:"
Wie geht es für eine chinesische Ärztin weiter?"
Dr.
Liang" Man arbeitet im Spital und wechselt alle 5 Jahre die Abteilung,
damit man Pharmakologie oder Tuina etc. nicht vergisst, da die Spitäler
in bestimmte Abteilungen unterteilt sind wie Akupunktur, Tuina,
Pharmakologie, Qi Gong, Fachabteilungen wie Kinderheilkunde, Gynäkologie,
Orthopadie, Interne etc."
Schauer:"
Gibt es in China auch von der Familientradition Ausgebildete in
Chinesischer Medizin, die ohne Arzttitel arbeiten?"
Dr.Liang:"
Ja, die dürfen nur außerhalb der Spitäler arbeiten
und haben keine Probleme solange ihnen ein Patient nicht stirbt."
Man
kann hier erkennen, dass es sich um eine fundierte Ausbildung handelt.
Auch
in den USA gibt es die Möglichkeit sich auf universitärem
Wege als TCM Arzt ausbilden zu lassen. In Österreich wird daran
gearbeitet. Es gibt wenige Ärzte und nicht Ärzte, die
einen Universitätsabschluss in TCM haben.
Die
TCM hat eine lange Geschichte und beruft sich auf den Klassiker
des Gelben Kaisers. Hier führt der Gelbe Kaiser mit seinem
Hofarzt unter anderem Zwiegespräche, um auf die Ursache von
Harmonie und Disharmonie (Krankheit) im Menschen zu kommen.
Allerdings
darf auch nicht vergessen werden, dass in der Zeit der Kulturrevolution
in China die westliche Medizin sehr starken Einfluss gewann! Fast
wäre die TCM wie alles andere Alte von Mao Ze Dong verbannt
worden, aber er erkannte, wie wertvoll sie ist und sie wurde wieder
akzeptiert. Heute wird sie leider auch sehr verwestlicht
an unsere Maßstäbe angepaßt. Nur ist sie leider
nicht mit der westlichen Medizin kompatibel, da das Denken ein ganz
anderes ist. Man könnte sie eher damit vergleichen, dass sie
das Gleichgewicht eines Biotops aufrechterhält, da es sonst
kippt und langfristig nicht lebensfähig ist.
Heute
gehen viele Chinesen zuerst ins westliche Spital und dann erst zum
Chinesischen Arzt. Es ist auch leichter Pillen zu schlucken und
sich operieren zu lassen, als seine Gewohnheiten zu ändern.
In
Kalifornien, wo die TCM schon lange Fuß gefaßt hat,
gehen 60% der Amerikaner ca. 2x im Jahr zum Chinesischen Arzt bevor
sie krank sind. Und das ist das große Puls der Chinesischen
Medizin sie ist eine Prophylaxe Medizin und kann Zeichen
von Disharmonien frühzeitig erkennen und ausgleichen!
Bei
uns geht man erst zum Arzt, wenn die Krankheit vorhanden ist. Im
alten China wurden, die Ärzte nur bezahlt, wenn sie das Dorf
gesund erhielten.
Eine
interessante Sichtweise. Unser Auto schicken wir jedes Jahr zur
Kontrolle, das gleiche können wir in der TCM machen.
TCM
bedeutet auch Mitarbeit des Patienten, Ernährungsumstellung,
verändern der Lebensgewohnheiten und der schädigenden
Emotionen. Und wie schwer ist es manchmal sich doch von eingefleischten
Gewohnheiten zu trennen!
TCM
ist auch kein Allheilmittel! Sie hat auch ihre Grenzen und ihre
Möglichkeiten, die sehr vielfältig und eine fantastische
Ergänzung zu unserer westlichen Medizin sind! Günstig
ist es beide zu konsultieren.
An
der Spitze der TCM steht die genaue Befundung. Das bedeutet:
Fragen,
Hören, Riechen ,Sehen, Tasten, Zungen-,
Puls-, Gesichts-, Körperbefundung
Beim
Fragen wird nach genauer Beschreibung von Verdauung, Schlaf, und
jeweiligen Symptomen eruiert, die in der TCM ein Bild der inneren
Disharmonie ergeben, egal welcher westlichen Befund gebracht wird.
Natürlich ist der westliche Befund interessant, aber Migräne
ist nicht gleich Migräne es gibt mehrere Disharmonien dafür
und jede/r wird individuell analysiert.
Akupunktur
ist sicher die bekannteste Form der TCM im Westen. Allerdings sind
die Therapieformen, die von ÄrztInnen kombiniert werden: Akupunktur,
Schröpfen, Moxibustion, Schabemethode, chinesische Heilkräuterkunde,
TuiNa AnMo (chin. Heilmassage), Ernährungslehre, Qi
Gong
Im
weiteren werde ich auf die einzelnen Disziplinen der TCM genauer
eingehen und auch beschreiben, bei welchen Westlichen Krankheitsbildern
sie wirken., da wir uns ja an diesen orientieren.
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