AIDS Hilfe
Dienstag, 17. 9. 2003

Obmannwechsel in der Aids Hilfe

Seit Herbst 1998 war MA Michael Dressel Obmann des Vereins Aids Hilfe Wien. Jetzt legte er, aus beruflichen Gründen, diese ehrenamtliche Funktionzurück. Neuer Obmann ist der Geschäftsführer des "Fonds Gesundes Österreich" Dennis Beck.

Eine spannende Tätigkeit aufzugeben, ist immer schwer. Aber als der diplomierte Sozialarbeiter und ausgebildete Psychotherapeut MA Michael Dressel den Fachbereich "Sucht & Drogen" im Fonds Soziales Wien übernahm und zum neuen Wiener Drogenkoordinator ernannt wurde, wollte er eventuellen Interessenskollissionen vorbeugen und legte die Funktion des Aids Hilfe Wien Obmanns zurück.

"Mir war sehr wichtig, dass die Angebote für Betroffene in der Aids Hilfe Wien weiter ausgebaut werden konnten, und in der AIDS-Prävention neue Wege beschritten wurden. Besonders gefreut hat mich, dass gemeinsam mit dem engagierten Aids Hilfe Wien-Team so viel bewegt werden konnte", so Dressel.

Wer bei dem neuen Obmann der Aids Hilfe Wien, Dennis Beck, ein Déjà-vu-Erlebnis hat, liegt richtig. Schließlich war er schon von 1993 bis 1998 als Geschäftsführer der Aids Hilfe Wien tätig. Unter seiner Leitung wurde das Projekt "Aids Hilfe Haus" verwirklicht, das 1997 eröffnet wurde. Und seit zehn Jahren engagiert sich Dennis Beck ehrenamtlich im Vorstand der Aids Hilfe Wien. Der neue Obmann hat sich drei Ziele gesetzt. Erstens gegen die verdrängte AIDS-Gefahr vorzugehen, der Medizinalisierung von AIDS entgegenzuwirken und das "Soziale AIDS" zu bekämpfen. "Wer hat heute denn noch Angst vor AIDS? Anscheinend niemand. Ein Indiz dafür ist die "Gummimüdigkeit" der österreichischen Bevölkerung und die daraus resultierende stark wachsende Zahl der sexuell übertragbaren Krankheiten.

Die Menschen verlieren die Angst vor der Immunschwächekrankheit. Teilweise, da sie fälschlicherweise glauben, dass die Kombinationstherapie zu einer Heilung führt. Andere halten AIDS noch immer für eine nur die "klassischen Risikogruppen" betreffende Krankheit und wiegen sich in falscher Sicherheit", so Beck.

Dabei ist die Situation alles andere als beruhigend. UNAIDS hat weltweit 5 Millionen Neuinfektionen für das vergangene Jahr gemeldet. Und auch in Österreich gibt es Anlass für Besorgnis. So geht die Aids Hilfe Wien für das Jahr 2002 von der höchsten Steigerung an Neuinfektionen seit Jahren aus.

In Österreich ist zwar keine Gesellschaftsschicht und keine Altersgruppe von der Immunschwächekrankheit AIDS verschont geblieben, aber es ist weiterhin um die Stellung der Betroffenen nicht zum Besten bestellt. "Noch immer halten viele die Krankheit AIDS für ein Randgruppenproblem. Viele Betroffene klagen auch darüber, dass ihre Probleme nicht ernst genommen werden. Durch die Kombinationstherapie ist es zu einer Medizinialisierung von AIDS gekommen. Es wird vergessen, dass zum Wohlbefinden nicht nur der medizinische Aspekt gehört. Vor allem auf den psychologischen Aspekt wird oft nicht eingegangen. Weiters darf auch die soziale Komponente nicht außer Acht gelassen werden. 50 Prozent der KlientInnen der Aids Hilfe Wien, die von SozialarbeiterInnen betreut werden, sind überschuldet. 53 Prozent der KlientInnen haben 580 Euro und weniger im Monat zum (Über)Leben. Und als sehr wichtig erachte ich auch den gesellschaftlichen Aspekt. Besonders die (Re)Integration ins Berufsleben hat höchste Priorität. Hier soll es verstärkt zu Kooperationen mit der Wirtschaft kommen. Wir stellen uns dem Kampf gegen das Soziale AIDS. Denn von einer Akzeptanz HIV-positiven Menschen gegenüber sind wir heute leider noch immer weit entfernt", bedauert Dennis Beck. Der neue Obmann verspricht ein sehr aktiver Obmann zu sein.

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