Seit
Herbst 1998 war MA Michael Dressel Obmann des Vereins Aids Hilfe Wien.
Jetzt legte er, aus beruflichen Gründen, diese ehrenamtliche Funktionzurück.
Neuer Obmann ist der Geschäftsführer des "Fonds Gesundes
Österreich" Dennis Beck.
Eine spannende Tätigkeit aufzugeben, ist immer schwer. Aber als der
diplomierte Sozialarbeiter und ausgebildete Psychotherapeut MA Michael
Dressel den Fachbereich "Sucht & Drogen" im Fonds Soziales
Wien übernahm und zum neuen Wiener Drogenkoordinator ernannt wurde,
wollte er eventuellen Interessenskollissionen vorbeugen und legte die
Funktion des Aids Hilfe Wien Obmanns zurück.
"Mir
war sehr wichtig, dass die Angebote für Betroffene in der Aids Hilfe
Wien weiter ausgebaut werden konnten, und in der AIDS-Prävention
neue Wege beschritten wurden. Besonders gefreut hat mich, dass gemeinsam
mit dem engagierten Aids Hilfe Wien-Team so viel bewegt werden konnte",
so Dressel.
Wer bei dem neuen Obmann der Aids Hilfe Wien, Dennis Beck, ein Déjà-vu-Erlebnis
hat, liegt richtig. Schließlich war er schon von 1993 bis 1998 als
Geschäftsführer der Aids Hilfe Wien tätig. Unter seiner
Leitung wurde das Projekt "Aids Hilfe Haus" verwirklicht, das
1997 eröffnet wurde. Und seit zehn Jahren engagiert sich Dennis Beck
ehrenamtlich im Vorstand der Aids Hilfe Wien. Der neue Obmann hat sich
drei Ziele gesetzt. Erstens gegen die verdrängte AIDS-Gefahr vorzugehen,
der Medizinalisierung von AIDS entgegenzuwirken und das "Soziale
AIDS" zu bekämpfen. "Wer hat heute denn noch Angst vor
AIDS? Anscheinend niemand. Ein Indiz dafür ist die "Gummimüdigkeit"
der österreichischen Bevölkerung und die daraus resultierende
stark wachsende Zahl der sexuell übertragbaren Krankheiten.
Die
Menschen verlieren die Angst vor der Immunschwächekrankheit. Teilweise,
da sie fälschlicherweise glauben, dass die Kombinationstherapie zu
einer Heilung führt. Andere halten AIDS noch immer für eine
nur die "klassischen Risikogruppen" betreffende Krankheit und
wiegen sich in falscher Sicherheit", so Beck.
Dabei ist die Situation alles andere als beruhigend. UNAIDS hat weltweit
5 Millionen Neuinfektionen für das vergangene Jahr gemeldet. Und
auch in Österreich gibt es Anlass für Besorgnis. So geht die
Aids Hilfe Wien für das Jahr 2002 von der höchsten Steigerung
an Neuinfektionen seit Jahren aus.
In Österreich ist zwar keine Gesellschaftsschicht und keine Altersgruppe
von der Immunschwächekrankheit AIDS verschont geblieben, aber es
ist weiterhin um die Stellung der Betroffenen nicht zum Besten bestellt.
"Noch immer halten viele die Krankheit AIDS für ein Randgruppenproblem.
Viele Betroffene klagen auch darüber, dass ihre Probleme nicht ernst
genommen werden. Durch die Kombinationstherapie ist es zu einer Medizinialisierung
von AIDS gekommen. Es wird vergessen, dass zum Wohlbefinden nicht nur
der medizinische Aspekt gehört. Vor allem auf den psychologischen
Aspekt wird oft nicht eingegangen. Weiters darf auch die soziale Komponente
nicht außer Acht gelassen werden. 50 Prozent der KlientInnen der
Aids Hilfe Wien, die von SozialarbeiterInnen betreut werden, sind überschuldet.
53 Prozent der KlientInnen haben 580 Euro und weniger im Monat zum (Über)Leben.
Und als sehr wichtig erachte ich auch den gesellschaftlichen Aspekt. Besonders
die (Re)Integration ins Berufsleben hat höchste Priorität. Hier
soll es verstärkt zu Kooperationen mit der Wirtschaft kommen. Wir
stellen uns dem Kampf gegen das Soziale AIDS. Denn von einer Akzeptanz
HIV-positiven Menschen gegenüber sind wir heute leider noch immer
weit entfernt", bedauert Dennis Beck. Der neue Obmann verspricht
ein sehr aktiver Obmann zu sein.
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